"Frauen- und Männerwelten": Theaterprojekt der Berufsintegrationsklasse in Memmingen

Schülerinnen und Schüler der Berufsschule II Jakob Küner präsentierten ein gemeinsames Theaterprojekt, das in Zusammenarbeit mit der Kolping Akademie in Memmingen entstanden ist.

Memmingen. Schülerinnen und Schüler der Berufsschule II Jakob Küner präsentierten ein gemeinsames Theaterprojekt, das in Zusammenarbeit mit der Kolping Akademie in Memmingen entstanden ist. In mehreren Workshops erarbeiteten die Teilnehmenden eine Performance rund um das Thema „Frauen- und Männerwelten“. Gefördert von der Agentur für Arbeit, konnte das Theaterprojekt zur Unterstützung der Persönlichkeit bereits im Vorjahr erfolgreich umgesetzt werden.

Das Theaterprojekt zur Unterstützung der Persönlichkeit, wurde im BBZ Jakob Küner dem Publikum präsentiert. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Berufsschule II für Berufsintegrationsklassen (BIK) in Zusammenarbeit mit der Kolping Akademie in Memmingen, gefördert von der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen.

Innovativ & erfolgreich

Im Rahmen eines 5-tägigen Workshops arbeiteten 16 Schülerinnen und Schüler der BIK-Klasse A der Berufsschule II, täglich von 8 Uhr bis 12 Uhr engagiert und diszipliniert an der schauspielerischen, musikalischen und tänzerischen Umsetzung der Präsentation. Angeleitet und unterstützt wurden sie von den Dozenten Anke Siefken (Schauspielerin) und Richard Aigner (Schauspieler), die bereits seit 8 Jahren Theaterprojekte mit Jugendlichen leiten und auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen können.

Ziel des Workshops war es, mit kreativen Mitteln wie Musik, Schauspiel und Tanz, die Persönlichkeit zu stärken und das Auftreten z.B. bei Vorstellungsgesprächen zu üben. Sprachkompetenz, „Standing“ und Selbstbewusstsein wurden im gemeinsamen Arbeitsprozess vermittelt und der Spaß am Spiel kam dabei auch nicht zu kurz.

Ausdrucksstarke Performance

Das Ergebnis war eine ausdrucksstarke Performance, die sich sehr nahe an der Lebenswelt der Teilnehmer orientierte und in diesem Jahr unter dem Motto "Frauen- und Männerwelten" die typischen Geschlechterrollen thematisierte. Dabei ging es nicht um langatmige Rollenspiele, sondern um die künstlerische Umsetzung des vorhandenen Potenzials in einer intelligenten Dramaturgie, die persönliche Vorstellung sowie die szenisch dargestellten und gespielten Berufswünsche der Schülerinnen und Schüler.

Eröffnet wurde die Präsentation mit einem perfektionierten Laufstegauftritt der weiblichen und männlichen Teilnehmer, wobei die typisch weiblichen sowie typisch männlichen Klischees bewusst bedient und in beeindruckender Weise von den Schülern umgesetzt wurden. Die Damen behaupteten sich selbstbewusst feminin wogegen die Männer ihre Welt „It’s a man’s world“ mit „machoeskem“ Verhalten in gewohnter Revierverteidigung für sich beanspruchten. Ein gelungener Auftakt, dem ein Rückblick in die Kindheit folgte. Mit starken Stimmen und in perfektem Deutsch interpretierten die Schüler das Lied „Hänschen Klein“, steigerten das Tempo, um zu verdeutlichen, dass die Kindheit nicht ewig währte und der Übergang in die Erwachsenwelt, der Druck, unmittelbar folgten. Kristijan und Andrej beschrieben diesen Übergang wie folgt: „Kinder, wie die Zeit vergeht…“, „Jetzt sind wir bald seit einem Jahr in Deutschland…“, „Ja, ja! Im Herbst sind wir gekommen … dann kam der Winter, der Frühling …“ „Ja, Ja! Und jetzt ist Sommer.“ „Ja, ja!“ Überspitzte Komik in Perfektion. Das Publikum zeigte sich berührt und amüsiert. Es folgte der Wandel der Jahreszeiten, mit Musik und saisonalen Schlagworten, vorgetragen von den Schülern der jeweiligen Jahreszeitengruppen. Die Frühlingsgruppe führte eine Paartanzvariation auf, mit Verbeugung und Knicks, Nostalgie einer vergangenen Zeit, die man sich beim Anblick der sich gemeinsam drehenden Paare zurückwünschte.

Schülerinnen und Schüler stellen ihre Berufswünsche szenisch dar

Szenenwechsel – „sprechende Bäume“ zitierten in ihren jeweiligen Landessprachen einen Vers des argentinischen Dichters Francisco Luis Bernardez, mit einem Seitenblick auf die Gefahr einer entwurzelten Gesellschaft. „Wenn wir Bäume in voller Blütenpracht sehen, vergessen wir nie, dass wir uns dieses Anblicks nur der Wurzeln wegen erfreuen dürfen!“ Unmittelbar folgte die „Reise nach Jerusalem“, auf dem Weg in die berufliche Zukunft. Die Berufswünsche der Schülerinnen und Schüler erstreckten sich auf vielfältige Gebiete, Juana aus der Türkei möchte Heilerziehungspflegerin werden, Ruan aus Syrien hat das Berufsziel Kinderarzthelferin, Vanessa aus Italien interessiert sich für den Beruf der Krankenschwester. In szenischen Darstellungen brachten die Jugendlichen die Berufe Maler, Elektriker, Apothekenhelferin, IT-Spiele-Entwickler und Tanzlehrer mit schauspielerischem Talent auf die „Bühne des Lebens“. Das Publikum zeigte sich beeindruckt von der kreativ gespielten Darstellung der Berufsbilder. „Feierabend“ befahl Malermeister Assan seinen Gesellen, die jedoch noch nicht nach Hause gingen, sondern im Ensemble der „Kamara Dance Company“ einen schwungvollen Auftritt aufs Parkett legten. „Willkommen“, „Bienvenue“, „Welcome“, begrüßte Tanzlehrer Kamara sein Publikum und präsentierte stolz seine Tanzkompagnie mit dem Song „Macarena“, in einer dynamischen Interpretation mit synchroner Choreografie. Der Rhythmus übertrug sich auf die Gäste und es durfte mitgetanzt werden. Eine ausdrucksstarke Aufführung schloss den imaginären Vorhang! Applaus! Und Daumen hoch für diesen eindrucksvollen Bühnenevent.

Begeisterung im Publikum: Die Premiere war ein voller Erfolg

Ein großer Erfolg, der nicht nur die Schulleitung, Klassenlehrer, Vertreter der Agentur für Arbeit und die anwesende Schulklasse begeisterte. Dass diese Jugendlichen in Ihrer weiteren Schul- und Berufsausbildung durchstarten werden, daran gab es nach der beeindruckenden Premiere keinen Zweifel.

„Ich bin wie bereits im Vorjahr sehr beeindruckt, was innerhalb einer Projektwoche entstehen kann“, so das Fazit von StD Joachim Ehrentreich, Verterter der Schulleitung, der sich bei den Dozenten für die professionelle Projektumsetzung und der Agentur für Arbeit für die Förderung bedankte. Den Schülern sprach er ein großes Lob und Komplimente zu ihrer Bühnenleistung aus. Wichtig sei es, einen Weg zu beschreiten, ein Ziel zu haben und mit Engagement in die Zukunft zu gehen. Mit einem motivierenden „Weiter so!“ entliess entließ er die Schülerinnen und Schüler in den wohlverdienten freien Nachmittag.
Ein weiterer großer Auftritt erwartet die Akteure anlässlich der Abschlussfeier der Berufsschule in der Stadthalle, zu der sie einen Ausschnitt aus ihrem Bühnenprogramm einem großen Publikum präsentieren. Auch das Fazit eines Teilnehmers fiel positiv aus: "Die Theaterprojektwoche war super, ich hatte viel Spaß und konnte neue Erfahrungen sammeln. Ich freue mich auf die Aufführung auf der großen Bühne."

Was ist die Berufsintegrationsklasse (BIK)?

Berufsschulpflichtige Jugendliche mit Migrationshintergrund werden im Berufsintegrationsjahr an der Kolping Akademie auf die Aufnahme einer Ausbildung oder einer Arbeit vorbereitet. Schwerpunkt im ersten Jahr ist Sprachförderung, im zweiten Jahr die Berufsorientierung und -vorbereitung, Kennenlernen von verschiedenen Berufsfeldern und Vorbereitung auf den externen Hauptschulabschluss gemeinsam mit der Berufsschule.

Barbara von Rom / Die Kolping Akademie in Memmingen

Anke Siefken und Richard Aigner mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Theaterworkshops – BIK-Klasse A (Foto: Die Kolping Akademie in Memmingen)