Rafik im Glück

Kolping ist für den Menschen da: Mit einer Reha-Ausbildung bei Kolping bekommen Förderschüler oder Jugendliche ohne Schulabschluss eine einzigartige Chance. Ein eingespieltes Netzwerk aus Bildungsbegleitern, Lehrern, Ausbildern und Betrieben sowie der Agentur für Arbeit ermöglichte beispielsweise Rafik Menasra einen anerkannten Berufsabschluss.

Kolping ist für den Menschen da: Mit einer Reha-Ausbildung bei Kolping bekommen Förderschüler oder Jugendliche ohne Schulabschluss eine einzigartige Chance. Ein eingespieltes Netzwerk aus Bildungsbegleitern, Lehrern, Ausbildern und Betrieben sowie der Agentur für Arbeit ermöglichte beispielsweise Rafik Menasra einen anerkannten Berufsabschluss.

Dank seiner Motivation und Zielstrebigkeit und seines festen Willens, die Gesellenprüfung zu schaffen, erhielt der 20-Jährige einen unbefristeten Arbeitsvertrag in seinem vormaligen Praktikumsbetrieb. Damit bewältigte er den Sprung vom Metallbearbeiter zum Metallbauer mit Gesellenbrief.

„Rafik ist während seiner Zeit bei uns unglaublich erwachsen geworden“, erinnert sich Angela Krisch, stellvertretende Leiterin des Kolping-Bildungszentrums Donauwörth und verantwortlich für die Reha-Ausbildungen, an den Start von Rafik Menasra. Sie erinnert sich auch daran, dass der heute 20-Jährige anfangs wenig motiviert wirkte und zunächst nicht an der Kolping-Bildungsmaßnahme teilnehmen wollte.

Wer Rafik Menasra heute sieht, mag das nicht glauben. Übers ganze Gesicht strahlend und durchaus selbstbewusst erzählt er an seinem Arbeitsplatz bei Metallbau Bernhard Stapf in Herbertshofen von den verschiedenen Tätigkeiten, die er bereits während seiner Ausbildung ausführen durfte: Entgraten, Schweißen, Fräsen. „Mein Meister hat erkannt, dass ich gut mit Maschinen umgehen  kann“, sagt der gelernte Metallbauer. Kleine, alltägliche Erfolge beflügelten ihn und spornten ihn an, sich mit aller Kraft für seine Ausbildung einzusetzen. So bewährte er sich als wertvoller Mitarbeiter. Der Lohn: sein Gesellenbrief und ein fester Arbeitsvertrag. Der Ausbildungsbetrieb übernahm ihn mit einem unbefristeten Vertrag in eine Festanstellung.

„Es war nicht leicht“, sagt Rafik über seine dreieinhalbjährige Lehrzeit, „ich habe schon sehr viel lernen müssen“. Wesentlich unterstützt hat ihn dabei Ida Riedel. Sie ist seit Aufnahme der Reha-Ausbildung bei Kolping in Donauwörth 1997 als Stützlehrerin tätig. Den Berufsschulstoff zu wiederholen, Wissenslücken zu schließen und die Vorbereitung auf die Prüfung – das besondere Merkmal der Reha-Ausbildung – sind die Inhalte des einmal wöchentlich im Bildungszentrum stattfindenden, individuell ausgerichteten Stützunterrichts.

Dank seiner Anstrengungsbereitschaft und seiner guten Leistungen konnte Rafik nach zwei Jahren von einer Werkerausbildung zum Metallbearbeiter zu einer Vollausbildung zum Metallbauer umsatteln. Damit waren auch die Weichen für den Wechsel von der Metallwerkstatt der Donauwörther Kolping-Einrichtung zur Firma Metallbau Bernhard Stapf in Herbertshofen besiegelt. Hier absolvierte Rafik mehrere Praktika, während derer sich der Betrieb und der spätere Auszubildende intensiv kennenlernen konnten. „Für uns war das eine große Hilfe“, sagt der Meister Franz Wenger (Foto links). Denn Rafik war dank der in der Kolping-Werkstatt absolvierten Werkerausbildung und durch seinen Ausbilder Josef Baur bereits mit den verschiedenen Maschinen vertraut. Vor allem aber zeigte er sich lernbereit und zunehmend motiviert. „Rafik achtete sehr auf die Qualität seiner Fachkenntnisse“, stellt auch seine Stützlehrerin Ida Riedel fest. Dennoch ging Rafik sehr aufgeregt in die Abschlussprüfung. „Das Fachgespräch war schwierig“, erzählt er.

Bereits drei Monate vor der Gesellenprüfung hatte Rafik die Zusage seines Ausbildungsbetriebes für eine Festanstellung. „Das hat ihn zusätzlich motiviert“, weiß sein Meister Franz Wenger. Er bescheinigt Rafik „eine wahnsinnige Entwicklung“ vom ersten Praktikum bis zur Übernahme und bestätigt damit den Eindruck, den der junge Mann bei Kolping in Donauwörth hinterlassen hat.

Zeitgleich mit Rafik hat dessen Arbeitgeber einen „eigenen“ Auszubildenden übernommen. „Die meisten unserer Azubis haben keinen QA und kämpfen sich durch bis zum Abschluss“, stellt Franz Wenger die Vorteile einer Reha-Ausbildung heraus – Vorteile nicht nur für den Auszubildenden selbst, sondern auch für den Ausbildungsbetrieb. Denn dank Kolping brauchte sich der Betrieb weder um die schulische Motivation noch die Arbeitsmoral seines Lehrlings zu kümmern. „Rafik ist bei uns einfach mitgelaufen“, sagt Franz Wenger.

Ein wesentlicher Beitrag für eine geglückte Integration wie bei Rafik Menasra ist das sogenannte „Matching“, bei dem Kolping überprüft, ob Betrieb und Azubi zusammenpassen. Franz Wenger von Metallbau Stapf sagt: „Wir haben gesagt, Rafik passt zu uns. Er war pünktlich und zuverlässig.“ Der menschliche Faktor müsse stimmen, weiß er. „Sonst schauen wir nach einem neuen Praktikumsplatz ­– solange, bis es passt“, bestätigt Angela Krisch. Den Kontakt zu kooperationsbereiten Firmen pflegt für Kolping Josef Baur. Baur arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der Metallwerkstatt von Kolping Donauwörth und knüpfte als Ausbilder Kontakte zu allen Metallbetrieben im Landkreis.  Das Geheimnis des großen Erfolgs der Reha-Ausbildung bei Kolping liegt in dem erfahrenen Team, das seit vielen Jahren zusammenarbeitet. „Einer unserer Vorteile ist, dass Ausbilder, Pädagogen, Psychologen, Berufsschule, Stütz- und Förderlehrer Hand in Hand arbeiten“, so Angela Krisch.

Freizeitangebote wie Einführungstage zu Beginn der Reha-Ausbildung oder ein Sozialkompetenztraining sind weitere Elemente dieses speziellen Angebots, durch die sich die Reha-Ausbildung von einer „normalen“ Ausbildung unterscheidet. Rafik Menasra verschaffte dieses engmaschige Netz den Rückhalt, den er brauchte. „Er hat verstanden, dass nach dem Ende der Ausbildung nicht Schluss ist, dass das ganze Leben ein Prozess ist“, sagt Stützlehrerin Ida Riedel. Kolping, so Angela Krisch, habe den jetzt 20-Jährigen auf den Weg gebracht. So wurde es für Rafik ein wichtiges Ziel, eine Vollausbildung mit dem Abschluss als Geselle anzustreben. „Ich arbeite gern handwerklich und nicht nur an Maschinen“, begründet er seinen Entschluss. Als Gesellenstück fertigte er einen Schlüsselkasten an, den er demnächst zuhause aufhängen wird. In seinem Betrieb gefällt ihm, „dass ich so viel Abwechslung habe ­– Fräsen, Schweißen...“. Wichtig ist aber auch, dass er sich angenommen weiß und eingebunden fühlt in die multikulturelle Belegschaft seines Betriebes.

Kolping ist – im Auftrag der Agentur für Arbeit – für junge Menschen da, die in einer regulären Ausbildung scheitern würden: Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, schulischen Problemen, Vorbelastungen beispielsweise durch eine schwierige familiäre Situation oder eine psychische Beeinträchtigung – oder junge Menschen wie Rafik, die eine intensive Begleitung auf dem Weg ins Berufsleben benötigen.

Infos

2012 beendeten 87 Teilnehmer an den vier Kolping-Standorten Donauwörth, Kaufbeuren, Memmingen und Neu-Ulm ihre von der Agentur für Arbeit finanzierte Reha-Ausbildung. 82 von ihnen bestanden die Prüfung im ersten Anlauf, vier werden die Prüfung wiederholen. Sechs Prozent entschieden sich für ein weiteres Jahr Ausbildung, um eine Vollausbildung abzuschließen. 80 Prozent der erfolgreichen Prüflinge (62 Jugendliche) konnten in den Arbeitsmarkt integriert werden. Ein Jugendlicher wurde ohne Prüfung in den Arbeitsmarkt integriert. Die Berufsbilder reichen von A wie Ausbaufacharbeiter über M wie Metallbearbeiter/-bauer bis T wie Teilezurichter.