Talkrunde im Schloss Lautrach: Was bedeuten christliche Werte in der heutigen Zeit?
Vorbilder, Werte und Herausforderungen unserer Gesellschaft
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Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte und Heike Kirsten, Marketingleitung Rapunzel Naturkost GmbH, sprachen im Schloss Lautrach über Vorbilder, Werte und Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Lautrach. Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte und Heike Kirsten, Marketingleitung Rapunzel Naturkost GmbH, sprachen bei der Jubiläumsfeier der Kolping Akademie im Schloss Lautrach über Vorbilder, Werte und Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Zu ihrem 50-Jahre-Jubiläum lud die Kolping Akademie am vergangenen Dienstag Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft zu einer exklusiven Talkrunde im Theatersaal des Schloss Lautrach. Thema des Abends war die Frage danach, was Werte in der heutigen Zeit im Privat- sowie im Arbeitsleben noch bedeuten. Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte betrachtete die Thematik aus geistlicher Sicht, Heike Kirsten, Marketingleitung Rapunzel Naturkost GmbH beleuchtete wirtschaftliche Aspekte der Fragestellung. Katharina Reichart vom Bayerischen Rundfunk moderierte durch den Abend.
Alt-Landrat Kaiser: „Der Lösungsansatz ist der Mensch“
Offiziell eröffnet wurde der Abend durch den Oberallgäuer Alt-Landrat Gebhard Kaiser, den Vorstandsvorsitzenden der Kolping Akademie. Rückblickend erklärte er, was die Kolping Akademie dazu bewogen hatte, im Jahr 1989 das Schloss Lautrach gemeinsam mit der IHK zu übernehmen. Aufgabe von Kolping sei es schon immer gewesen, die Fähigkeiten in einem Menschen zu entfalten. „Das Wohlergehen des Menschen sowie das Wohlergehen des Unternehmens stehen im Schloss Lautrach im Mittelpunkt“, sagt Kaiser. Das mehrfach ausgezeichnete Vier-Sterne-Hotel sei nicht nur ein modernes, werteorientiertes Seminarzentrum. Es sei ein Ort der Orientierung und Begegnung. Denn, um den Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden, gebe es nur eine Lösung: den Menschen selbst.
Gibt es noch Vorbilder in unserer Zeit?
Diese Frage stellte Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte zu Beginn seines geistlichen Impulses. Zur Veranschaulichung verband Holtkotte die Geschichten dreier Heiliger mit Gedankengut, das als Vorbild dienen könnte. Vor allem die Erkenntnis, dass das Ziel jedes Handels sein sollte, dass es nicht gegen das eigene Gewissen spricht, blieb den Zuschauerinnen und Zuschauern besonders im Kopf. Darauf aufbauend, diskutierten Heike Kirsten und Josef Holtkotte im Anschluss, was dies in Bezug auf nachhaltige und solidarische Landwirtschaft, wie sie beim Unternehmen Rapunzel gelebt wird, bedeutet.
Werte helfen Menschen, ihren Weg zu finden
Heike Kirsten kam vor 25 Jahren aus Rheinland-Pfalz ins Allgäu, um bei Rapunzel zu arbeiten. „Ich habe erkannt, dass man Dinge aus sich heraus tun muss“, erklärte sie. Deshalb habe sie sich damals entgegen aller gut gemeinten Ratschläge für einen Bio-Betrieb entschieden. Bundespräses Holtkotte unterstützte die Ansicht. „Man muss immer die Zeit betrachten und danach handeln“, betonte er. Werte würden Menschen dabei helfen, ihren Weg zu finden. Kolping verfolge seit jeher den Ansatz, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und auf Augenhöhe Fähigkeiten und Potentiale eines jeden einzelnen auszuschöpfen. „In jedem jungen Menschen steckt etwas, das man fördern kann“, sagt er. Die Idee Kolpings wird in mehr als 60 Ländern weltweit in unterschiedlicher Form gelebt. Auf dem Fundament des Glaubens wird Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. „Jeder ist ein Teil des großen Ganzen“, erklärt Holtkotte.
Junge Menschen machen Mut, wieder nach Werten zu suchen
Auch Heike Kirsten betonte, wie wichtig der Umgang auf Augenhöhe ist, sei es mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Handelspartnern auf der ganzen Welt. „Werte haben von Anfang an eine zentrale Rolle bei Rapunzel gespielt. Sie sind bis heute im Unternehmen lebendig“, sagt Kirsten. Ziel sei es, durch Kommunikation und die Weitergabe von Fachwissen Türen zu öffnen und Brücken zu schaffen, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen. Als eine der größten Herausforderungen sieht Kirsten den Klimawandel und nimmt Bezug auf die Fridays for future-Bewegung. „Junge Menschen machen Mut, wieder nach Werten zu suchen“, sagt Kirsten. Politik und Gesellschaft sollten zuhören, nur so gebe es eine Chance, voranzukommen. Dabei sei es wichtig, Vorurteile einzureißen, auf Menschen zuzugehen und selbst als gutes Vorbild voranzugehen. Bundespräses Holtkotte forderte ebenfalls dazu auf, Mut zu haben, Werte selbst zu leben und auch in schwierigen Situationen dafür einzustehen.
Vorbilder, Fans, Follower
Früher noch Vorbilder, heute Fans oder Follower: Die Rolle der Vorbilder hat sich im Laufe der Zeit verändert und somit auch das, woran sich junge Menschen orientieren. Wichtig sei, dass trotz der Veränderungen der Mensch im Mittelpunkt steht, sagt Anton Ruf, Aufsichtsrat des Schloss Lautrach, in seinem Schlusswort. Dies sei auch bei den Seminaren im Schloss Lautrach der Fall. Durch die Veränderungen werde sich auch die Art zu führen verändern. Es gilt, flachere Hierarchien und Raum für persönliche Entfaltung zu schaffen. Eines sei jedoch sicher: Die Wertebasis bleibt. Wichtig sei es, Menschen ein Wertgefühl und ein Würdegefühl zu vermitteln.
Im Anschluss an die aufschlussreiche Talkrunde ließen die Gäste den Abend bei lebhaften Diskussionen und Häppchen im Park des Schloss Lautrach ausklingen.
Marie-Therese Abler / Die Kolping Akademie